Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff - Wie gut leitet er wirklich?

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Industrielle Prozesse wie Galvanik, Oberflächenbehandlung, Abluftreinigung oder chemische Produktion stellen seit jeher hohe Anforderungen an die eingesetzten Materialien. Wo Korrosionsbeständigkeit und ein wartungsarmer, sicherer Anlagenbetrieb entscheidend sind, haben sich technische Kunststoffe fest etabliert. Gleichzeitig rücken heute weitere Faktoren stärker in den Fokus: energieeffiziente Prozesse, optimierte Wärmerückgewinnung und präzise Temperaturregelung.

Damit gewinnt eine zentrale Frage an Bedeutung: Wie effizient können Kunststoffe Wärme übertragen – und welche Rolle spielt ihre Wärmeleitfähigkeit bei der Auslegung moderner Wärmetauscher?

Dieser Beitrag erläutert die physikalischen Grundlagen, geht auf typische Kennwerte ein und erklärt, warum Kunststoffwärmetauscher trotz niedrigerer Leitfähigkeit eine hohe Effizienz erreichen können. Eine Übersichtstabelle unterstützt zusätzlich bei der Werkstoffauswahl für konkrete industrielle Anwendungen.

Kunststoffe und Wärmeleitfähigkeit: Die entscheidenden Punkte auf einen Blick

Typische Wärmeleitfähigkeit

Sie liegt bei Kunststoff meist zwischen 0,1 und 0,8 W/m·K und damit deutlich niedriger als bei Metallen.

Materialeigenschaften

Technische Kunststoffe wie PE, PP oder PVDF sind besonders korrosionsbeständig und chemisch stabil.

Relevanz für die Praxis

Auch bei geringer Wärmeleitfähigkeit sind Kunststoff-Wärmetauscher durch intelligentes Design hocheffizient.

Vorteile in der Industrie

Ideal für aggressive Medien, hohe Reinheitsanforderungen und wartungsarme Anwendungen.

Was ist Wärmeleitfähigkeit überhaupt?

Die Wärmeleitfähigkeit gibt die Fähigkeit eines Materials an, Wärme zu übertragen. Sie hängt von den physikalischen Eigenschaften des Materials ab.

Kurze Definition - Wärmeleitfähigkeit

Die Wärmeleitfähigkeit λ (Lambda) beschreibt den Materialkennwert für den konduktiven Wärmefluss und definiert die Wärmemenge, die pro Zeiteinheit durch ein Material transportiert wird, wenn ein Temperaturgradient anliegt. Sie wird in Watt pro Meter und Kelvin (W/m·K) angegeben.

Einheit der Leistung; sie gibt an, wie viel Wärmeenergie pro Sekunde übertragen wird.
Basiseinheit der thermodynamischen Temperatur; bei Wärmeleitfähigkeit steht sie für die Temperaturdifferenz, die den Wärmestrom antreibt.

Ein hoher λ-Wert kennzeichnet Werkstoffe mit effizientem Wärmeabtransport, während niedrige Werte auf stark isolierende Materialien hinweisen.
Für industrielle Anwendungen ist die Wärmeleitfähigkeit ein zentraler Parameter, da sie die thermische Performance eines Werkstoffs wesentlich bestimmt. Bei Kunststoffen liegen die λ-Werte typischerweise unter denen metallischer Werkstoffe. Dennoch können Kunststoffe – bei geeigneter Materialmodifikation und durch optimierte Wärmetauschergeometrien – hohe thermische Anforderungen erfüllen.

Einflussfaktoren auf die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoffen

Die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff ist keine feste Größe, sondern hängt von einer Vielzahl physikalischer und chemischer Parameter ab. Für die technische Auslegung eines Wärmetauschers ist es daher essenziell, diese Einflussgrößen zu verstehen und im Gesamtkontext zu bewerten. Insbesondere bei der Verarbeitung und Anwendung technischer Kunststoffe ist die Berücksichtigung folgender Faktoren entscheidend:

Materialtyp:

Die chemische Zusammensetzung eines Kunststoffs bestimmt maßgeblich dessen Wärmeleitfähigkeit.

Rohdichte:

Höhere Dichten führen in der Regel zu einer besseren Wärmeübertragung.

Mikrostruktur:

Die Anordnung und Verbindung der festen Bestandteile hat Einfluss darauf, wie effizient Wärme weitergeleitet werden kann.

Porosität:

Größe, Anzahl und Verteilung von Poren wirken dämmend und reduzieren die Leitfähigkeit.

Gasfüllung in Poren:

Art und Druck der in den Poren eingeschlossenen Gase verändern die Wärmeübertragung signifikant.

Feuchtigkeitsgehalt:

Wasser hat eine höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft – Feuchte erhöht daher die Gesamtleitfähigkeit des Materials.

Temperatur:

Die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff kann je nach Werkstoff mit steigender Temperatur variieren – meist steigt sie leicht an.

Verarbeitung und Orientierung:

Spritzguss oder Extrusion können anisotrope Strukturen erzeugen, die je nach Richtung unterschiedlich leiten.

Zusatzstoffe und Füllstoffe:

Glasfasern, Grafit oder Metallpartikel können gezielt eingesetzt werden, um die Leitfähigkeit zu erhöhen.

Wie wird Wärmeleitfähigkeit gemessen?

Die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff lässt sich durch verschiedene normierte Prüfverfahren bestimmen. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen stationären und instationären Messmethoden. Stationäre Verfahren – wie die Platten- oder Guarded-Hot-Plate-Methode – messen die Wärmeübertragung unter konstanten Temperaturbedingungen, was besonders präzise Ergebnisse liefert. Instationäre Verfahren, etwa das Laser-Flash-Verfahren, basieren auf der zeitlichen Erfassung von Temperaturverläufen nach einem Wärmepuls und ermöglichen schnelle Messungen bei kleinen Proben.

Internationale Normen wie ASTM E1530 oder ISO 22007 definieren die genauen Rahmenbedingungen und Anforderungen dieser Prüfmethoden. Die Wahl der richtigen Testmethode hängt dabei vom Werkstofftyp, der Probengeometrie sowie dem zu erwartenden Leitwert ab. Für technische Kunststoffe ist es entscheidend, die Messung möglichst realitätsnah und temperaturabhängig durchzuführen, da sich die Wärmeleitfähigkeit des Kunststoffs im praktischen Einsatz – etwa bei wechselnden Temperaturen oder Feuchtigkeit – deutlich verändern kann.

Wer zuverlässige Vergleichswerte benötigt, findet in einer Tabelle zur Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff eine wertvolle Orientierung, die auf genormten Messverfahren basiert und eine solide Grundlage für die Werkstoffauswahl bietet.

Fragen zur Wärmeleitfähigkeit oder Materialauswahl? Wir beraten Sie persönlich!

Wie hoch ist die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff?

Kunststoffe zählen zu den klassischen Isolatoren und weisen im Vergleich zu Metallen eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit auf. Typische Werte für die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff liegen – abhängig von Zusammensetzung und Struktur – zwischen 0,1 und 0,8 W/m·K. Für viele industrielle Anwendungen ist dies jedoch kein Nachteil: Vielmehr ermöglicht die geringe Leitfähigkeit eine gezielte thermische Steuerung in Prozessen mit aggressiven Medien oder hohen Reinheitsanforderungen.

Durch intelligentes Wärmetauscher-Design mit dünnen Wandstärken und hoher Übertragungsflächen können auch mit Kunststoffen effiziente Lösungen umgesetzt werden. Die Kombination aus chemischer Beständigkeit, Wartungsarmut und Sicherheit macht sie zur bevorzugten Wahl in zahlreichen Branchen. Eine Tabelle über die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff bietet Ihnen eine praxisnahe Übersicht, um geeignete Werkstoffe gezielt auszuwählen.

Unsere Kunststoffe und ihre Wärmeleitfähigkeiten

KunststofftypAbkürzungWärmeleitfähigkeit (W/m·K)Eigenschaften und Einsatzgebiete
Polyethylen RTPE-RTca. 0,42Hohe chemische Beständigkeit, flexibel, für Kühlung/Heizung geeignet
PolypropylenPPca. 0,22Leicht, beständig gegen viele Säuren, ideal für Abluftanwendungen
PolyvinylidenfluoridPVDFca. 0,19Hohe Temperatur- und Medienbeständigkeit, in Chemie & Pharma
PerfluoralkoxyPFAca. 0,25Extrem chemikalienresistent, für Hochleistungsanwendungen
Hochdichtes PEPE-HDca. 0,48Robust, druckbeständig, in Gas- und Wasseranwendungen
EdelstahlV2A15Nicht beständig gegen Säuren, die in galvanischen oder chemischen Abluftströmen auftreten

Hinweis: Die angegebenen Werte sind Richtwerte und können je nach Hersteller, Verarbeitung und Temperatur variieren.

Wie wichtig ist die Wärmeleitfähigkeit für einen Wärmetauscher?

Die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff ist ein bedeutender technischer Kennwert im Wärmetauscherdesign, aber keineswegs allein ausschlaggebend für die Gesamtleistung einer Anlage. Während Metalle wie Kupfer (ca. 400 W/m·K) oder Aluminium (ca. 200 W/m·K) über sehr hohe Leitfähigkeiten verfügen, liegen Kunststoffe mit 0,1–0,8 W/m·K deutlich darunter.

Dennoch zeigt die Praxis: In Anwendungen, in denen chemische Beständigkeit, Hygiene oder Wartungsarmut gefordert sind, überwiegen die Vorteile technischer Kunststoffe. Die effektive Wärmeübertragung lässt sich durch clevere Geometrien, große Oberflächen, dünne Wandstärken und angepasste Strömungsführung kompensieren. Kunststoffwärmetauscher kommen daher vermehrt dort zum Einsatz, wo metallische Systeme entweder zu aufwendig zu schützen wären oder gar nicht verwendet werden können. Entscheidend ist nicht der isolierte Kennwert – sondern das Gesamtverhalten des Systems unter realen Betriebsbedingungen.

Wie wichtig ist die Wärmeleitfähigkeit für einen Wärmetauscher?

Ein Kunststoffwärmetauscher ist nicht nur eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung, sondern häufig die technisch notwendige. Überall dort, wo aggressive Medien wie Säuren, Laugen, salzhaltige Lösungen oder chemisch belastete Prozessluft zum Einsatz kommen, ist der Einsatz metallischer Wärmetauscher mit hohen Risiken oder erheblichen Schutzmaßnahmen verbunden. Die chemische Beständigkeit von Werkstoffen wie PVDF, PE-RT oder PP erlaubt einen dauerhaften, sicheren Betrieb – selbst bei anspruchsvollen Temperatur- und Druckbedingungen. In der Praxis bedeutet das: keine Korrosion, weniger Stillstand, einfachere Reinigung und damit ein klarer Effizienzvorteil. Gerade bei Wärmerückgewinnungssystemen in der Ablufttechnik, in chemischen Prozessen oder bei flüssigen aggressiven Medien bietet ein Kunststoffwärmetauscher verlässliche Leistung – unabhängig davon, dass die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff physikalisch niedriger ist. Entscheidend ist, dass die gesamte Wärmetauscherkonstruktion auf die Betriebsbedingungen abgestimmt ist.

Materialstärke und Oberflächengestaltung

Da Kunststoffe im Vergleich zu Metallen eine niedrigere Wärmeleitfähigkeit aufweisen, ist es entscheidend, die Materialstärke bei der Konstruktion so gering wie möglich zu halten, um den Wärmewiderstand zu reduzieren. Gleichzeitig erlaubt die modulare Bauweise von Kunststoffwärmetauschern – beispielsweise mit vielen dünnwandigen Rohren – eine hohe spezifische Wärmeübertragungsfläche auf kleinstem Raum. Während metallische Wärmetauscher oft auf Lamellenstrukturen zur Oberflächenvergrößerung setzen, erzielen Kunststofflösungen eine ähnliche Wirkung durch kompakte, dicht gepackte Rohrbündel oder Flächenelemente. So lässt sich trotz geringerem Leitwert eine effiziente Wärmeübertragung realisieren.

Die Umgebung zählt - Einsatzbedingungen

Die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Wärmetauschers wird nicht allein durch das Material oder die Konstruktion bestimmt, sondern maßgeblich durch die konkreten Einsatzbedingungen. Diese Betriebsparameter beeinflussen sowohl den Wärmeübergang als auch die Gesamtwirkungsweise des Systems und müssen daher bereits in der Auslegung präzise berücksichtigt werden:#

  • Volumenströme: Höhere Durchflussraten erhöhen die Turbulenz und verbessern damit den konvektiven Wärmeübergang. Gleichzeitig steigt jedoch der Druckverlust, was strömungsgünstige Geometrien und eine sorgfältige hydraulische Auslegung erforderlich macht. Für Kunststoffwärmetauscher ist dies besonders relevant, da die Kanalgeometrie und Wanddicke maßgeblich den Wirkungsgrad bestimmen.
  • Medienart: Die thermischen Eigenschaften des Mediums – ob Flüssigkeit, feuchter Dampf oder trockenes Gas – beeinflussen Wärmeübergang, Strömungsverhalten und mögliche Ablagerungsmechanismen. Flüssigkeiten verfügen in der Regel über höhere Wärmeübergangskoeffizienten, während Gase strömungstechnisch sensibler reagieren.
  • Temperaturdifferenz: Der treibende Faktor eines jeden Wärmeübertragungsprozesses ist die Temperaturdifferenz zwischen den Medien. Je größer dieser Unterschied, desto höher das übertragbare Wärmepotenzial. Gleichzeitig müssen Werkstoffgrenzen, thermische Ausdehnung und mögliche Spannungen berücksichtigt werden – insbesondere bei Kunststoffen, deren Eigenschaften temperaturabhängig variieren.

Wärmeleitfähigkeiten gängiger Medien

Material / MediumWärmeleitfähigkeit (W/m·K)Eigenschaften
Luft0,025Sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit → stark wärmeisolierend.
Wasser0,6Transportiert Wärme relativ gut
Säuren (HCI, H₂SO₄)0,2 – 0,6Die Wärmeleitfähigkeit hängt stark von Konzentration und Art der Säure ab, liegt aber generell niedrig.

Effiziente Wärmeübertragung durch smartes Design

Gerade unter schwierigen Umgebungsbedingungen beweisen sich Kunststoffwärmetauscher als zuverlässige und leistungsfähige Alternative – selbst, wenn die reine Wärmeleitfähigkeit des Kunststoffs geringer ist als bei metallischen Lösungen. Entscheidend ist das Gesamtsystem – und hier bietet Calorplast maßgeschneiderte Lösungen, die exakt auf Ihre Anforderungen abgestimmt sind.

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